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Aus den letzten gut 30 Jahren gibt es zahlreiche internationale epidemiologische Studien, die bei Kindern ein erhöhtes Erkrankungsrisiko für Leukämie gefunden haben, wenn sie im Wohnbereich erhöhten magnetischen Wechselfeldern (vor allem von Hochspannungsleitungen) ausgesetzt waren.

Hochspannungsleitungen direkt durchs Wohngebiet

Trotz der vielen Studien gilt das erhöhte Leukämierisiko wissenschaftlich nicht als bewiesen, weil epidemiologische Studien für sich allein niemals ausreichen, einen vermuteten Sachverhalt wissenschaftlich auch zu beweisen. Denn es ist nicht auszuschließen, dass der gefundene Zusammenhang nur zufällig ist.

Universitätsklinik informiert

Auf den Seiten des EMF-Portals der TH Aachen findet man eine Zusammenstellung dieser Studien, wobei von vielen Studien auch eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse auf Deutsch vorliegt. Nachstehend die Links zu 14 einschlägigen Studien auf dem EMF-Portal sowie die wichtigsten Ergebnisse der Studien. Zum Teil wurden in den Studien die untersuchten Gruppen nach dem Abstand ihrer Wohnungen zu Hochspannungsleitungen ausgewählt, zum Teil auch nach in den Wohnungen gemessenen magnetischen Immissionen. Die 3. und 7. Studie wurde von der Universität Mainz durchgeführt. Interessant ist, dass diese beiden Studien zum selben Ergebnis kommen. Bei der 3. Studie verschweigt die deutsche Zusammenfassung den gefundenen Risikofaktor, so dass hier ein weiterer Link zu PubMed (Medizinische Nationalbibliothek USA) angegeben ist. Die anderen Studien stammen aus dem Ausland, das Land ist jeweils hinter dem Link angegeben.

Nachlesen – kein Problem, hier bitte!

In den Studien wird für die magnetische Induktion (Intensität von Magnetfeldern) statt der im baubiologischen Bereich üblichen Einheit Nanotesla (nT) normalerweise Mikrotesla (μT) verwendet. Umrechnung: 1000 nT = 1 μT. Die Untersuchungen wurden zwar meistens an Hochspannungsleitungen gemacht, die Ergebnisse gelten aber auch für Magnetfeldimmissionen durch Trafostationen und Erdkabel, weil es sich um die gleichen Felder handelt.

  1. http://www.emf-portal.de/viewer.php?aid=1005&l=g (Dänemark 1993): Für Kinder, die im häuslichen Bereich mit mehr als 400 nT exponiert waren, wurde ein 5,6fach erhöhtes Risiko gefunden, an Leukämien, Lymphomen und Tumoren des Zentralnervensystems zu erkranken)
  2. http://www.emf-portal.de/viewer.php?aid=1982&l=g (Schweden 1993): Für Kinder, die im häuslichen Bereich mit mehr als 300 nT exponiert waren, wurde ein 3,8fach erhöhtes Risiko gefunden, an Leukämie zu erkranken)
  3. http://www.emf-portal.de/viewer.php?aid=975&l=g Von dort zum engl. Abstract auf PubMed: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9134240?dopt=Abstract (Deutschland 1997): Für Kinder, die im Schlafbereich mit mehr als 200 nT exponiert waren, wurde ein allerdings statistisch nicht signifikant (sehr kleine Fallzahlen) 3,2fach erhöhtes Risiko gefunden, an Leukämie zu erkranken)
  4. http://www.emf-portal.de/viewer.php?aid=1043&l=g (Kanada 1999): Die Ergebnisse zu Magnetfeld-Expositionen, die durch ein Personendosimeter gemessen wurden, unterstützen einen Zusammenhang mit dem Risiko für Leukämie im Kindesalter. In der Gruppe der Kinder die mit mehr als 140 nT exponiert waren, wurde ein Risikofaktor von 4,5 gefunden)
  5. http://www.emf-portal.de/viewer.php?aid=4707&l=g (Italien 2000): In der am höchsten exponierten Gruppe von Kindern wurde ein um den Faktor 3,6 erhöhtes Erkrankungsrisiko für Leukämie gefunden)
  6. http://www.emf-portal.de/viewer.php?aid=4510&l=g (Schweden 2000): Gepoolte Studie aus neun Studien. Es wurde ein statistisch signifikantes relatives Risiko von 2,0 für Leukämie bei Kindern mit häuslichen Magnetfeldern von 400 nT und mehr gefunden)
  7. http://www.emf-portal.de/viewer.php?aid=6207&l=g (Deutschland 2001): Für Kinder um den Faktor 3,2 erhöhtes Erkrankungsrisiko für akute Leukämie bei nächtlicher Exposition über 200 nT im Wohnbereich)
  8. http://www.emf-portal.de/viewer.php?aid=13427&l=g (Japan 2006): Um den Faktor 4,7 erhöhtes Risiko für akute lymphatische Leukämie bei Expositionen von Kindern über 400 nT im Wohnbereich)
  9. http://www.emf-portal.de/viewer.php?aid=14787&l=g (Australien 2007): Längeres Wohnen in der Nähe von Hochspannungsfreileitungen führt bei Kindern zu einem erhöhten Erkrankungsrisiko für einige Arten von Leukämien und Lymphomen)
  10. http://www.emf-portal.de/viewer.php?aid=19148&l=g (Iran 2010): Um den Faktor 10,78 erhöhtes Leukämierisiko für Kinder bei Wohnen mit geringem Abstand zu 230 kV-Hochspannungsleitung)
  11. http://www.emf-portal.de/viewer.php?aid=18655&l=g (Großbritannien 2010): Bei Kindern, die nahe an Hochspannungsleitungen leben, Anstieg des Leukämierisikos)
  12. http://www.emf-portal.de/viewer.php?aid=22049&l=g (Frankreich 2013): Erhöhtes Leukämierisiko für Kinder, die näher als 50 m zu einer 250 – 400 kV-Hochspannungsleitung wohnen)
  13. http://www.emf-portal.de/viewer.php?aid=24082&l=g (China 2014): Metastudie. Erhöhtes Leukämierisiko, wenn Kinder im Wohnbereich Magnetfeldern über 300 nT ausgesetzt waren)
  14. http://www.emf-portal.de/viewer.php?aid=26772&l=g (Iran 2015): Um den Faktor 3,65 erhöhtes Erkrankungsrisiko für akute lymphatische Leukämie bei prä- und postnataler Exposition von Kindern an Hochspannungsfreileitungen)

Auf eigene Faust können Sie auf dem EMF-Portal weiter recherchieren. Es gibt noch zahlreiche andere internationale Studien zum Thema Kinderleukämie und Magnetfelder. Die älteste bekannte Studie zum erhöhten Erkrankungsrisiko bei Kinderleukämie durch Wohnen nahe an Hochspannungsleitungen wurde 1979 veröffentlicht (Zusammenfassung nur auf Englisch): http://www.emf-portal.de/viewer.php?l=e&aid=1018. Von diesem Link aus sind weitere Zusammenfassungen von Studienergebnissen zu Kinderleukämie und Hochspannungsleitungen bzw. magnetischen Feldexpositionen meist in englischer Sprache zugänglich.

Studienergebnisse zusammengefasst

Zusammengefasst ergibt sich aus diesen Studien, dass man für Kinder bei permanenten magnetischen Feldexpositionen ab 200 – 400 nT (0,2 – 0,4 μT) im Wohnbereich mit einem erhöhten Leukämierisiko rechnen muss. Einige Studien legen die Vermutung nahe, dass vor allem die nächtliche Exposition im Schlaf das Erkrankungsrisiko erhöht.

Grenzwerte sind keine Vorsorgewerte!

Der derzeitig in Deutschland gültige gesetzliche Grenzwert für magnetische Feldimmissionen durch Hochspannungsleitungen und andere Stromversorgungsanlagen beträgt 100.000 nT (26. Bundesimmissionsschutzverordnung). Schutz vor einem möglicherweise erhöhten Erkrankungsrisiko bei Expositionen ab 200 – 400 nT bietet dieser Grenzwert nicht. Zum Glück liegen die in Wohnungen messbaren magnetischen Feldimmissionen in den meisten Fällen weit unter 200 nT. Nach den obigen Untersuchungen der Universität Mainz (Nr. 3 und 7) beträgt die durchschnittliche magnetische Induktion in deutschen Wohnungen 40 nT, und nur in 1,4 % aller Wohnungen überschreitet die magnetische Induktion den Wert 200 nT.

Quelle: Wissenschaftsladen Bonn, Stand 29.11.2018

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