Grenzwerte
Magnetfelder werden in Mikrotesla (µT) oder dem tausendsten Teil davon, Nanotesla (nT), gemessen.
Die WHO sieht ein erhöhtes Risiko ab 0,3 bis 0,4 µT, das Bundesamt für Strahlenschutz ebenfalls bei 0,4 µT – deutsche Bürger haben in Ihren Wohnräumen aber nur Anspruch auf den deutschen Grenzwert von 100 bis 300 µT.
Nochmal: Das ist kein Schreibfehler!
Menschen in Deutschland müssen über 250-fach mehr als das Leukämierisiko aushalten, gleich ob Hühne oder Säugling!
In der Schweiz gilt übrigens für Wohnräume ein Grenzwert von nur 1 µT – und dennoch blüht dort die Wirtschaft, Züge rollen und es gibt Elektrizität.
Man sieht – Gesundheitsvorsorge wäre leicht möglich, wenn man nur wollte.
Fakt ist aber gegenwärtig leider, dass das Thema wissenschaftlich kontrovers diskutiert wird – und bei der Grenzwertfestsetzung nicht das Vorsorgeprinzip gilt.
Messung
Der Stromfluss auf den Leitungen schwankt. Daher sind Aufzeichnungen unumgänglich, denn – ein kurzer Blick aufs Display wird immer nur ein viel zu kleiner Ausschnitt der Wirklichkeit sein.
Die Bilder zeigen reale Messwerte im Sekundenabstand –
Gerade Bahnstrom schwankt sehr stark:
50 … 5.000 – vieviel darf’s denn sein? Man könnte hier also nahezu beliebige Werte notieren …
… und das wird leider von Schwachverständigen auch getan – und auf solchen Murks gründen unerfahrene Auftraggeber dann Kauf- und Lebensentscheidungen!
Sachverstand und Schwachverstand
Erst kürzlich wieder, der Anruf einer Interessentin deren Haus direkt an der Bahnlinie liegt:
Ein Rutengänger sei schon da gewesen, eine fürchterliche Wasserader auf der Eingangsseite des Hauses – deswegen solle das Kind direkt an der Bahn schlafen. Der habe kurz so ein Gerät hochgehalten und die Werte seien nicht so schlimm, habe der Herr gesagt.
Nein, etwas Schriftliches gäbe es nicht – aber als Abschirmung sollte man vorsorglich einen Metallzaun aufstellen …
Dem aufmerksamen Leser ist Fehler 1 sicherlich schon aufgefallen: „Mal kurz messen“ ist grad so gut wie würfeln!
Fehler 2: Kein Zaun dieser Welt kann Magnetfelder abschirmen – so ist nunmal die Physik!
Messgeräte
Die Feldmessgeräte müssen isotrop erfassen – also in allen drei Raumachsen gleichzeitig, auch als 3-D oder dreidimensionale Messung bezeichnet. Das oben abgebildete Gerätchen misst nur in einer Raumachse und unterschätzt dadurch die Gesamtimmission. Auch der Frequenzbereich ist wichtig – so gilt es neben den dominierenden Frequenzen 16,7 Hertz (Bahn) und 50 Hz (Netz) auch die relevanten Oberschwingungen (Oberwellen) zu erfassen.
Und – oft vernachlässigt – die Geräte sind natürlich regelmäßig zu überprüfen und kalibrieren. Das Titelbild zeigt eine solche Geräteprüfung unter definierten Bedingungen. Hier finden Sie unsere Qualitätssicherungsmaßnahmen
Magnetfeldaufzeichnung
Wo Strom fließt, entstehen Magnetfelder – deren Stärke von der Intensität des Stromflusses abhängt.
Beim Zugverkehr sorgen Beschleunigung und Bremsen für abrupte Stromspitzen und damit ebensolche Magnetfeldschwankungen, aber auch Versorgungsleitungen in ganz normalen Wohngebieten können für unliebsame Überraschungen sorgen (siehe die rote Kurve weiter unten).
So stark schwankende Messgrößen müssen aufgezeichnet werden – mindestens über einen, besser drei Tage oder eine Woche.
Zappelige Messwerte bedeuten nicht nur eine Herausforderung für die Messung, sondern auch für die Beurteilung der Messwerte. Aus medizinischer Sicht stellt sich die Frage, wie solche stark schwankenden Magnetfelder einzuschätzen sind: Was wirkt hier, die scharfe Spitze, der Mittelwert oder beschreibt eine andere statistische Größe die Wirkung besser?
Statistik: Spitzenwert, Mittelwert, Perzentile
Beim Bahnstrom mit seinen starken Schwankungen und teilweise extrem scharfen Spitzen liegen der Mittel- und der Spitzenwert weit auseinander, wie die Grafik zeigt. Es handelt sich hier um eine 3-Tages-Messung in einem Haus an einer Bahnlinie. Deutlich erkennbar sind im zappeligen Verlauf der Messkurve die kurzen Absenkungen der drei Nächte – hier fuhren keine S-Bahnen und auch kaum Fernverkehr.
Haus an einer Bahnlinie: Der violette Balken zeigt den Mittelwert der Belastungen über 3 Tage.
Die Konstruktion eines Wirkungszusammenhangs mit dem Mittelwert wäre hier rein akademisch.
Denn – dieser liegt bei grade mal 7% der Spitze!
Schlafzimmer über dem Hausanschluss: Wegen der Vielzahl der versorgten Haushalte gibt es auch hier große Unruhe. Es sind 3 Nachtabsenkungen ablesbar – „noch“ muss man sagen, denn „smarte Netze“ sollen ja künftig den Verbrauch möglichst gleichmäßig über die Zeit (also auch in die Nacht!) verteilen.
Der Mittelwert beträgt immerhin 28% der Spitze.
Warum man möglichst eine ganze Woche lang aufzeichnen sollte: Selbst an Höchstspannungsleitungen – wie in diesem Beispiel – können einzelne Tage deutlich aus dem Rahmen fallen: Samstags nur ein Drittel des Sonntags …
Das ist die Höhe:
Die (viel zu hohen) Grenzwerte sind auf den (viel zu niedrigen) Mittelwert bezogen…
Aktuelle Wissenschaft sieht es hingegen wie die Baubiologie: Der Mittelwert taugt nicht zur Einschätzung biologischer Wirkungen!
Fazit
Richtig messen, die Werte aufzeichnen, über verschiedene statistische Auswertungen Beurteilungswerte bilden und schließlich nicht nur nach den offiziellen deutschen Grenzwerten – sondern auch nach internationalen Vorsorgewerten beurteilen.
So entsteht ein vollständiges Bild und der Kunde kann sich eine fundierte eigene Meinung bilden und über Sanierungsmaßnahmen entscheiden!
Weiterführende Themen: