Hurra, die Fenster sind dicht! Kaum mehr Wärmeverluste durch undichte Fugen. Aber bringt dieser Vorteil nicht auch Konsequenzen mit sich?
Als wir noch undichte Fenster hatten, fand ein natürlicher Luftwechsel zwischen drinnen und draußen statt. ja nach dem Ausmaß der Undichtigkeiten, je nach Windanfall, vollzog sich unmerklich eine ständige Lufterneuerung in den Räumen. Ganz nach Belieben und nach unserem Empfinden wurde gelüftet: Mal mehr, mal weniger – im kalten Winter noch weniger, versteht sich.
Jetzt aber – bei abgedichteten Fenstern – stehen wir vor einer ganz neuen Situation. Wir müssen lernen, ihr gerecht zu werden. Wir sind jetzt mit der Raumluft allein.
Ein natürlicher Luftwechsel findet kaum mehr statt. Aber der Mensch gibt nach wie vor Wärme und auch Feuchtigkeit an die ihn umgebende Raumluft ab. Von der Wärmeabgabe können wir über Thermostat-Ventile an den Heizkörpern profitieren. Die Feuchtigkeitsabgabe an die Raumluft beträgt pro Person und Stunde etwa 30 bis 50 Gramm. Bei einer Party mit Tanz ist es noch viel mehr.
Gefahr von Schimmelbildung
Der Wasserdampfgehalt der Raumluft steigt an. Besonders bei Altbauten, bei deren Herstellung noch keine hohen Anforderungen an den Wärmeschutz bestanden, kann es jetzt eher als zuvor zur Bildung von Kondenswasser an zu kalten Bauteiloberflächen kommen. Die Gefahr einer Schimmelbildung wächst. Dies gilt besonders für Raumecken und Raumkanten an Außenwänden oder in Fensterlaibungen.
Jetzt heißt es lüften. Anders als zuvor. Das Ausmaß eines jeweils erforderlichen Lüftens ist von vielen Faktoren abhängig. Zum Beispiel von der Raumnutzung (Wohnraum, Schlafraum, Küche, Bad), oder von dem Grad der Luftverunreinigung im Raum. Auch die Form des Raumes, die Lage und Anzahl der Fenster spielen eine Rolle. Hinzu kommt noch die Luftbewegung im Freien, ob der Wind weht, oder gerade Windstille herrscht. Wie viele Menschen beherbergt die Wohnung? Werden oft Gäste erwartet?
Am besten querlüften
Bei diesen vielen „Unbekannten“ ist es zwar nicht möglich, genaue Lüftungsregeln aufzustellen, man kann jedoch Anregungen geben, die zu neuen Lüftungsgewohnheiten führen.
Die Lüftungsdauer: Im Winter ist Kurzlüften die Devise. Der erforderliche Luftwechsel ist meist recht schnell erreicht, besonders wenn es möglich ist, den Raum, die Wohnung, das Haus quer zu durchlüften. Dabei werden gegenüberliegende Fenster und eventuell dazwischenliegende Türen weit geöffnet. Bereits wenige Minuten Querlüftung reichen aus.
Kurzlüften ist besser als Langlüften! Durch langes Lüften wird nicht nur die Luft Im Raum ausgetauscht, sondern es werden auch die inneren Bauteiloberflächen soweit abgekühlt, dass die nachher erst wieder teuer erwärmt werden müssen. Auch besteht die Gefahr, dass sich auf den stark abgekühlten Oberflächen nachher Feuchtigkeit aus der Raumluft niederschlagen kann. So können Betten klamm werden.
Also Kurzlüften! Nun bei „dichten“ Fenstern und überlegter als zuvor. Es empfiehlt sich, das ganze Luftvolumen der Wohnung, des Hauses, mehrfach täglich schnell auszutauschen: morgens, bevor die Heizkörper richtig warm werden. Dabei die Betten kräftig durchschütteln, durchlüften. Jetzt auch mal die Schranktüren offenlassen. Das Gleiche nach den Mahlzeiten, oder bevor Gäste kommen und kurz vor dem Zubettgehen.
Luftfeuchtigkeit abführen
Im Wohnraum werden wir beobachten, dass dieses Kurzlüften meist ausreicht, um für Stunden Behaglichkeit zu bieten. Kommen viele Menschen zusammen, wird getanzt und geraucht, müssen wir das Spielchen wiederholen.
Über dem Herd in der Küche sollte ein Ventilator für den Abzug der Kochdünste sorgen.
In Bad und WC wird stets nach Benutzung kurz gelüftet. Für eine Querlüftung sorgt eine Zuluftöffnung im Türbereich. Nach dem Wannen- oder Duschbad ist solange zu lüften, bis die hohe Luftfeuchtigkeit nach außen abgeführt ist. Fenster weit öffnen, nach Abzug des Wasserdampfes wieder schließen, sonst kühlen wie gesagt die Bauteiloberflächen zu stark ab.
In Schlafräumen werden nach dem morgendlichen Durchlüften die Fenster tagsüber meist geschlossen sein. Nachts wird man die abgedichteten Fenster einen kleinen Spalt geöffnet belassen müssen.
Der vorliegende Artikel stammt von Prof. Peter Reimitz, Leiter des Instituts für Bauphysik und Lärmschutz, zitiert nachbiomess Ingenieurbüro GmbH
Es gilt, situationsangepasst lüften zu lernen – gerne beraten wir Sie, oder Ihre Mieter bei einem Ortstermin! Auch ein messtechnischer Nachweis ist natürlich möglich.