Sie fallen auf – die großen Masten mit den Leitungen. Aber diese Freileitungen sind nicht alle gleich. Je nach Zweck sind Spannung, Leistung, Strom und Frequenz verschieden.
Hier erfahren Sie mehr – sozusagen ein Bestimmungsbuch!
Freileitung
– das ist der Überbegriff für oberirdische Leitungen. Die Freileitungsmasten tragen die Leiterseile.
Je nach Zweck der Leitung kann die Anzahl der Leiter das Vielfache von 2 oder 3 sein, also Zweileiter- oder Dreileitersysteme. Das ist schon mal das erste Unterscheidungskriterium.
Bahnstromleitung
Bahnstrom- Überlandleitungen führen in Deutschland 15 kV Spannung und sind auf zweipolige Wechselstromsysteme ausgelegt. Bahnstrommasten tragen daher zwei Leiterseile, oder ein ganzzahliges Vielfaches davon, meistens 4 Leiterseile – also zwei Stromkreise, plus Erdseil an der Spitze.
Niederspannungsleitungen
Das sind beispielsweise die innerörtlichen Leitungen zum Endverbraucher. Sie sind üblicherweise als Vierleitersysteme aufgebaut, um den Anschluss drei- und einphasiger Verbraucher zu ermöglichen. Bei alten Häusern sieht man statt Drehstrom gelegentlich noch einphasige Anschlüsse mit nur zwei Leitern.
Mittelspannung
Mittelspannungsleitungen versorgen Orte oder Ortsteile, die Masten sind etwas größer. Die Spannung beträgt 1 bis 35 kV, die Isolatoren sind folglich relativ klein. Es geht wieder um Dreileitersysteme für Drehstrom. Erdseile gibt es hier nur in Ausnahmefällen.
Hochspannungsleitungen, Höchstspannungstrassen
werden mit 50 bis 400 kV betrieben. Als Überlandleitungen kommen insbesondere 110 kV, 220 Kilovolt (Hochspannung) und 380 kV Höchstspannung zum Einsatz. Auch hier geht es wieder um Dreileitersysteme für Drehstrom mit Blitzschutz- Erdseilen an der Spitze. Je nach Mastform tragen diese 2, 4 oder auch 6 Systemgruppen – teils auch mit verschiedener Spannung. Je Leiterseil kann nur eine begrenzte Stromstärke von bis zu 2 Kiloampere (2.000 A) transportiert werden. Daher sind bei hohen Strömen statt Einfachseilen Bündelleiter (2 oder 4 Seile) im Gebrauch.
Hohe Spannung, hohes Risiko?
Grundsätzlich ist das richtig. Die biologisch besonders relevanten Magnetfelder hängen aber nicht von der Spannung, sondern dem transportierten Strom ab. Zudem ist der Abstand entscheidend. Höchstspannungsleitungen stehen im Allgemeinen weiter entfernt von der Wohnbebauung als Hochspannungsmasten, oder gar die Trafostationen. Letztere befinden sich direkt im Wohngebiet und durch die Transformation gilt:
- Einspeisung mit Mittelspannung – niedriger Strom, niedrige Magnetfelder
- Ausgang mit Niederspannung – hoher Strom, hohe Magnetfelder und schlechte Kompensation
Ihre individuelle Situation lässt sich nur durch eine Messung abklären.
Bundesgesetz
Gemäß Bundesbedarfsplangesetz (BBPlG, Stand 13.05.2019) sind für Neuplanung von Höchstspannungs- Freileitungen (das sind in D die Spannungsebenen 220 und 380/400 kV) zu Wohnbebauung im Außenbereich (also z.B. einzelne Höfe und Häuser) 200 Meter und im Innenbereich (z.B. Wohngebiete) 400 Meter Abstand einzuhalten.
Im Bestand gelten diese Abstandsregeln nicht. Dort ist lediglich die Einhaltung der Grenzwerte nach BImSchV geschuldet.
Damit werden Wohnräume in Deutschland 100-fach höher belastet als beispielsweise in der Schweiz – das versteht nur, wer dafür bezahlt wird …